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Zukunftsfähiges Wirtschaften


Herausforderungen der sozialökologischen Transformation

Cover des Buches
  • Buch
  • Novy, Andreas u.a.
  • Beltz Juventa, 2023. - 252 Seiten.

Die Herausgeber_innen leiten die zweite, umfänglich neu bearbeitete Auflage ihres Bandes mit zwei Annahmen ein: Zum einen sei angesichts von Klimakrise, Pandemie, Ukraine-Krieg oder Lieferkettenproblemen evident, dass sich die Welt in einem fundamentalen Umbruch befinde und sich im 21. Jahrhundert neue Lebens- und Wirtschaftsweisen durchsetzen würden. Zum anderen zeigen sich Andreas Novy, Richard Bärnthaler und Magdalena Prieler aber auch davon überzeugt, dass ein anderes, nämlich zukunftsfähiges Wirtschaften nicht nur notwendig, sondern auch möglich sei. Der vorliegende Band ist am Institut für Sozioökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien entstanden, die Verfasser_innen argumentieren dabei freilich für ein progressives Verständnis ihrer Disziplin, das nicht bloß Verhältnisse von Wirtschaft und Gesellschaft adressiert, sondern auf ökologische Herausforderungen zu reagieren weiß und „Wirtschaften“ nicht auf marktwirtschaftliche Logiken reduziert. Vielmehr berücksichtigen sie auch Care-Arbeit und andere Tätigkeiten rund um unsere Lebensgrundlagen in ihrer Darstellung. Der Band ist dabei in vier Teile gegliedert, wobei zuerst verschiedene Theorien und Konzepte in einer multiperspektivischen Zusammenstellung diskutiert werden, die Ansätze für zukunftsfähiges Wirtschaften bieten können. Betrachtet werden etwa der Wohlfahrtskapitalismus und die Postwachstums-Idee, Möglichkeiten der Messbarkeit guten Lebens, Klassenfragen oder normative Perspektiven auf gegenwärtige Transformationen. Anschließend werden sozioökonomische Grundkonzepte wie Staat, Geld, Innovation oder Naturverhältnis skizziert, die im weiteren Verlauf wiederholt von Bedeutung sind. Deutlich machen die Verfasser_innen dabei, dass diese Begrifflichkeiten in unterschiedlichen Disziplinen abweichende Bedeutungen haben können, als auch, dass sich diese (ebenso wie die mit den jeweiligen Konzepten verbundenen Institutionen) im Umbruch befinden. Konkreter werden die Umbrüche der aktuellen Vielfachkrise im darauffolgenden Abschnitt anhand der drei Dimensionen Globalisierung, Gesellschaft und Natur analysiert. Dabei wird etwa die historische Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsweise skizziert, Dynamiken von Ungleichheit, Entwicklung und Migration vorgestellt oder gesellschaftliche Naturverhältnisse diskutiert: Behandelt werden bei letztgenanntem Punkt etwa Krisen von Klima und Biodiversität, die gemeinsame Geschichte von Menschheit und ihrer Um- bzw. Mitwelt, sowie Politiken, welche die nicht-nachhaltige Gegenwart stabilisieren. Der vierte und letzte Abschnitt adressiert schließlich mögliche Transformationspfade hin zu zukunftsfähigem Wirtschaften mit Augenmerk auf mögliche Ziele, Maßnahmen und potenziell handlungsmächtige Akteur_innen. Wiederholt machen die Verfasser_innen klar, dass es nicht um individuelle Handlungen und um Anpassungen innerhalb gegebener Rahmenbedingungen gehen könne, sondern um die normative Gestaltung ebenjener Rahmenbedingungen. Für eine solche bedürfe es multiperspektivischer Ansätze und eines Handelns auf mehreren Ebenen – seien es globale Institutionen, Nationalstaaten, lokale Institutionen oder regionale Organisationen: „Die Strategie der Mehrebenen-Transformation problematisiert die kapitalistische Wirtschaftsweise und stellt sich der Tatsache, dass sich die Wirklichkeit und damit auch das Wirtschaften grundlegend ändern wird. So steht in dieser Strategie die nachhaltige Bereitstellung von Lebensgrundlagen vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen und ökologischer Belastungsgrenzen im Zentrum.“