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What do we want?


Der Klimastreik - von Systemwandel bis Klimagerechtigkeit

Cover des Buches
  • Buch
  • Hermann, Cyrill
  • Rotpunkt, 2025. - 271 Seiten

Mit der 2020 über die Welt hereinbrechenden Pandemie verlor die globale Klimabewegung an Aufmerksamkeit, in der öffentlichen Wahrnehmung war plötzlich ein vermeintlich noch akuteres Problem vorrangig, das ebenfalls viele Menschenleben bedrohte und kostete. Darüber hinaus waren bewährte Instrumente wie Straßenproteste und Schulstreiks im Lockdown nicht mehr möglich. Zugleich wurde die Handlungsfähigkeit der Politik sichtbar, die angesichts einer großen Krise zu harten, aber notwendigen Entscheidungen bereit war. Nach der Covid-19-Pandemie gelang es der Klimabewegung nicht mehr, die Dynamik der späten 2010er-Jahre zurückzugewinnen. Cyrill Hermann, Aktivist*in beim Schweizer Klimastreik und Autor*in des vorliegenden Bandes, formuliert eingangs den Anspruch, die entstandene Distanz zur breiten Bevölkerung wieder zu überbrücken. „What do we want?“ ist insofern programmatisch zu verstehen, ist sich Cyrill Hermann doch verbreiteter Skepsis als auch einer gewissen Überforderung mit manchen Forderungen der Bewegung bewusst und versucht daher, Anliegen zu erklären und Missverständnisse auszuräumen. Hierfür gliedert Hermann den Band in zwei Teile, in denen zunächst die Schweizer Klimagerechtigkeitsbewegung und anschließend Perspektiven aus dem Globalen Süden im Vordergrund stehen. Lebhaft und mit persönlichen Erfahrungen versehen erzählt Hermann vom Wesen und Arbeiten einer sozialen Bewegung, kommuniziert Ziele und Herausforderungen, diskutiert Protestformen und die außerparlamentarische Verortung des Klimastreiks. Zudem argumentiert er, warum die Klimakrise intersektional verstanden und bekämpft werden muss, und plädiert in diesem Zusammenhang für breite Bündnisse. Im zweiten Abschnitt beschäftigt sich Hermann mit globalen Machtverhältnissen und setzt sich auch mit dem Verhältnis von Rassismus, Klimakrise und Kapitalismus auseinander. Dabei spricht Cyrill Hermann nicht stellvertretend für Menschen aus dem Globalen Süden, sondern lässt BIPOC*-Aktivist*innen zu Wort kommen und führt Interviews mit diesen. Verhandelt werden dabei etwa das Verhältnis der Klimabewegung zu rassistischen Gesellschaftsstrukturen, indigene ökologische Kämpfe am Beispiel der skandinavischen Sámi oder Protestformen in Uganda gegen den Bau einer Ölpipeline. Stets geschieht dies unter Berücksichtigung globaler Abhängigkeiten und Ausbeutungsverhältnisse, an denen Menschen im Globalen Norden beteiligt sind. In der Gesamtheit ist „What do we want?“ eine reflektierte Bewegungsgeschichte, die persönliche Einblicke erlaubt, Defizite nicht ausspart und klare Handlungsempfehlungen ausspricht.