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Unter Wert


warum Care-Arbeit seit Jahrhunderten nicht zählt

Cover des Buches
  • Buch
  • Holten, Emma
  • dtv, 2025. - 287 Seiten

In ihrem 2025 erschienenen Buch „Unter Wert“ plädiert Emma Holten für feministische Ökonomie und eine Neudefinition des Wertbegriffs. Sie kritisiert, dass der Wert von Arbeit im aktuellen kapitalistischen System ausschließlich daran gemessen wird, welchen Beitrag sie zum Wirtschaftswachstum leistet.
Holten untersucht, warum manche Tätigkeiten gesellschaftlich höher bewertet werden als andere und woran dieser Wert gemessen wird. Sie entlarvt die weit verbreitete Annahme, dass die wirtschaftlichen Regeln unserer Gesellschaft eindeutig und unverrückbar seien. Ökonomie erscheint uns oft voll vorgefertigter Wahrheiten und Antworten auf nicht nur ökonomische, sondern kulturelle, gesellschaftliche und eben auch Wertefragen, doch ist geprägt von widersprüchlichen Debatten und unterschiedlichen Theorien. Aus dieser Perspektive kritisiert Holten die eindimensionale Definition von „Wert“, die hauptsächlich monetär gemessen wird und dabei gesellschaftliche sowie menschliche Aspekte außer Acht lässt. Und so wird eben Lohnarbeit höher gewertet als unbezahlte Care-Arbeit.
Die Autorin fordert keine Anpassung der unbezahlten Care-Arbeit an dieses Wertverständnis und lehnt eine Preiszuordnung für diese Tätigkeiten ab. Stattdessen plädiert sie für neue Maßstäbe, die Tätigkeiten unabhängig von wirtschaftlichen Kriterien bewerten sollen. Abgesehen davon, dass unbezahlte Arbeit indirekt zur Wirtschaft beiträgt, da höher bewertete Lohnarbeitspositionen auf unbezahlte Reproduktionsarbeit angewiesen sind, erzeugt sie gesellschaftlichen und menschlichen Wert. Holten wünscht sich mehr Anerkennung ebendieser Aspekte.
Das Buch vereint theoretische Debatten und Überlegungen mit Holten’s eigenen Erfahrungen als Frau in einem patriarchalen System und zahlreichen Gesprächen, die sie geführt hat. Die Leseerfahrung ähnelt einem Gespräch mit feministischen Freund_innen. Voll von fundiertem Wissen, das zwischendurch aufgelockert wird durch Erzählungen von persönlichen Erlebnissen und nachvollziehbarer Frustration über die Lage. So werden ökonomische Zusammenhänge als versteh- und vor allem als veränderbar vermittelt.