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Die große Trockenheit


Hitze, Dürre, Wassernot – Was kann die Welt noch vor dem Verdursten retten?

Cover des Buches
  • Buch
  • Smedley, Tim
  • 2023

Während der britische Umweltjournalist Tim Smedley sein Buchprojekt im Jahr 2022 fertigstellt, manifestiert sich die Wasserkrise auf dem ganzen Planeten: Flutkatastrophen in Pakistan, austrocknende Flüsse in Europa, verlandete Stauseen in Jordanien. Seine in der Einleitung vorausgeschickte Botschaft ist pragmatisch: „Die gleichzeitig gute und schlechte Nachricht ist, dass Wasserkrisen (…) für gewöhnlich nicht durch das Klima, sondern durch menschliches Fehlverhalten verursacht werden. Doch mit der Verschärfung des Klimawandels, veränderten Niederschlagsmustern und stetig mehr Klimaflüchtlingen schrumpft die Zeitspanne, die uns bleibt, um noch die Kurve zu kriegen.“ Sein Buch „Die große Trockenheit“ ist diesem Zugang entsprechend in zwei große Abschnitte „Bis zum letzten Tropfen“ und „Auf zu neuen Ufern“ gegliedert, welche die vielseitigen Aspekte der Problematik und andererseits mögliche Lösungsoptionen vorstellen und diskutieren. Dabei erklärt Smedley Zusammenhänge von großen Staudammprojekten und Bodenerosion oder verschmutztem Süßwasser, skizziert die Dimensionen von (etwa durch Medikamentenrückstände oder Düngemittel) verschmutztem Abwasser, klärt über die Bedeutung von „virtuellem Wasser“ auf und besucht exemplarisch Siedlungsregionen, in denen bereits hohe Wasserknappheit herrscht. Wer wohl als nächstes den sogenannten „Day Zero“ ausrufen müsse, fragt sich Smedley etwa bezugnehmend auf das südafrikanische Kapstadt, das 2018 kurz davor war, den Wasserbedarf nicht mehr decken zu können. Das sensible Gefüge von Lebens- und Produktionsweisen, Gesundheit und Ökosystemen erfordert insofern einen nachhaltigen und global gerechten Umgang mit Wasser, die Bandbreite der im zweiten Teil behandelten Optionen reicht dabei von technologischen Innovationen zur Erschließung neuer Ressourcen, Strategien zum effizienten Management des Verbrauchs, landwirtschaftlichen Praktiken zur Schonung von Grundwasserleitern bis hin zu Modellen der Kreislaufwirtschaft bei der Abwasseraufbereitung. Die Stärke des vorliegenden Bandes ist dabei die Anschaulichkeit der erzählten Beispiele, die sich aus der Recherche vor Ort und Gesprächen mit den Menschen ergibt. Diese Reise führt den Verfasser etwa nach Ghana, Jordanien oder in die USA, die Reihe der behandelten Regionen reicht jedoch weit darüber hinaus und umfasst große Teile des Globalen Südens. Indem Smedley die von Wasserkrisen Betroffenen bzw. handelnde Personen zu Wort kommen lässt, entsteht so ein Panorama der unterschiedlichen Aspekte und Dimensionen, der Ambivalenzen und Widersprüche, aber auch der Potenziale und zuversichtlicher Hoffnungstropfen: „Den Blick auf den letzten Tropfen zu richten, bedeutet nicht, darauf zu warten, dass das Wasser zur Neige geht. Es heißt, jeden einzelnen Tropfen wertzuschätzen. Wenn wir das tun – und die Politiker zur Verantwortung ziehen -, dürfte auf unserem blauen Planeten genug Wasser vorhanden sein, um uns alle zu versorgen.