Menschen machen Erdgeschichte
Unsere Welt im Anthropozän

- Buch
- Antweiler, Christoph
- Oekom, 2025. - 784 Seiten
„Kein Ort der Welt ist mehr gänzlich unberührt vom Menschen. Anthropozän ist der Name dafür, dass Menschen bereits heute die Erdoberfläche so stark prägen, dass man das in ferner Zukunft noch als geologische Schicht erkennen wird.“ Der Ethnologe und Geologe Christoph Antweiler zeigt in seinem Buch eindrücklich, wie sehr der Mensch nicht nur Geschichte, sondern tatsächlich „Erdgeschichte“ schreibt. Spuren menschlichen Handelns werden noch in Jahrtausenden sichtbar sein und etwa Beton als gewöhnlicher Gesteinstyp in die Geologie der Zukunft eingehen. Dieser Eingriff in planetare Prozesse ist nach Antweiler nicht nur geologisch, sondern auch politisch und gesellschaftlich relevant. Er befasst sich in „Menschen machen Erdgeschichte“ mit den „zwei Leben“ des Anthropozän, nämlich einerseits mit dem naturwissenschaftlichen Konzept und entsprechenden Befunden der „Naturgewalt Mensch“, andererseits versteht er das Anthropozän auch sozialwissenschaftlich „als Modus gesellschaftlicher Weltwahrnehmung und Selbstbeschreibung“: „Das Denken in der Kategorie Anthropozän hat Naturwissenschaftlerinnen demonstriert, dass Menschen nicht nur externe und »Naturprozesse« störende Größen sind, sie hat Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen und Historikern außerdem gezeigt, dass sie eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der gegenwärtigen Umweltkrise spielen können.“ Dabei findet der Autor zu einer befruchtenden Kombination geologischer und anthropologischer Zugänge, untersucht Diskursformationen zu Mensch-Natur-Beziehungen, setzt sich mit Periodisierungsfragen auseinander und diskutiert kritisch unterschiedliche ideologische Verwertungen des Terminus. Zur Bearbeitung der „globalen Multikrise“ fordert Antweiler eine „geerdete Politik“ – ein Denken in tiefen Zeiträumen, das ökologische Verantwortung und Nachhaltigkeit neu definiert. Wer Verbindungen von Naturwissenschaft und Gesellschaftskritik im Rahmen des Anthropozän-Begriffs nachgehen möchte, erhält mit „Menschen machen Erdgeschichte“ ein Rundumpaket aus Theorie, kritischer Analyse und Strategie.