Cover des Buches

Werber, Niels
Geopolitik
zur Einführung
Hamburg: Junius, 2022. - 208 S.
ISBN 9783885060857

ÖFSE-Signatur:

28312

Geopolitik

Wiederholt wurde die Rückkehr der Geopolitik im vergangenen Jahrzehnt heraufbeschworen, mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat der Diskurs eine neue Qualität bekommen. Doch was ist mit dem Terminus überhaupt gemeint, welche Implikationen hat er? Die zweite Auflage von Niels Werbers „Geopolitik: zur Einführung“ kommt als Handreichung der Grundlagen dieses Begriffs zur rechten Zeit. Eingangs geht der Literaturwissenschaftler auf Definitionsprobleme sowie Missverständnisse ein und hält fest, keinen weiten Begriff von Geopolitik anwenden zu wollen (indem jener etwa mit internationaler Politik überhaupt gleichgesetzt wird). Als Grundaussage des Diskurses identifiziert er das Verständnis, „Räume und biologische Entitäten in einen politischen Entwicklungszusammenhang“ stellen zu wollen. Werbers Zugang ist zunächst ein historischer: Kanonisch rekonstruiert er die Genese des Begriffs und der damit verbundenen Ideengeschichte entlang zentraler akademischer und literarischer Beiträge (mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum), berücksichtigt dabei aber auch massenmediale und popkulturelle Diskurse. So gelingt es etwa dem ersten Kapitel des Bandes, anhand des Mittelerde-Kosmos von J.R.R. Tolkien eine Vorstellung des Geopolitischen zu vermitteln. Vertiefend behandelt Werber die Entstehung des Begriffs in Deutschland über seine Hochkonjunktur in politischer Kampfrhetorik nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, die im verheerenden deutschen Großraum-Imperialismus gipfelte und den Begriff der Geopolitik im deutschen Sprachraum nachhaltig diskreditierte. Auch neuere Entwicklungen finden im vorliegenden Band Berücksichtigung, etwa neue, transnationale Akteur_innen, hybride Bedrohungen oder Bezugnahmen der politischen Ökologie auf Ideen der Geopolitik. Insgesamt gelingt es Werber, zentrale Denkmuster (etwa sozialdarwinistische Topoi) des Begriffs herauszustreichen, semantische Implikationen (wie die starke Reduktion von Komplexität und die verbreitete Nähe zu essenzialisierenden Rassismen) sichtbar zu machen und ein Bewusstsein für die Ästhetik des Geopolitischen zu vermitteln.

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