Cover des Buches

Kemper, Andreas
Privatstädte
Labore für einen neuen Manchesterkapitalismus
Münster: Unrast, 2022. - 183 S.
ISBN 9783897711754

ÖFSE-Signatur:

28387

Neoliberalismus ; Planstadt ; Privatisierung ; Demokratie ; Gefährdung ; Klassismus

Exklusiv organisierte Formen von Wohngebieten sind keine Seltenheit. Andreas Kemper widmet sich jedoch einem speziellen Phänomen und legt gleich zu Beginn von „Privatstädte“ Wert auf die Klärung terminologischer Grundlagen und die Differenzierung von anderen – mitunter ähnlichen Bedingungen entspringenden – Wohnformen wie „gated communities“, Fabriksiedlungen oder Sonderwirtschaftszonen. Sein Interesse gilt Privatstädten (bzw. „Enklaven-Proprietarismus“) als Territorien, in denen hoheitliche Aufgaben nicht vom Staat bzw. seinen Verwaltungseinheiten übernommen werden, sondern die als Privatunternehmen mit eigener Gerichtsbarkeit, Gesundheitsversorgung, Polizei etc. betrieben werden. Der Begriff des Proprietarismus adressiert dabei das Privateigentum an Produktionsmitteln als kennzeichnendes Merkmal der kapitalistischen Herrschaftsform, die Initiativen zu Privatstädten werden von radikal-libertären Akteur_innen verfolgt und erfuhren v.a. seit der Finanzkrise 2008/09 Auftrieb. Detailliert und durchwegs kritisch analysiert der Soziologe Kemper in seinem Band die proprietaristischen Netzwerke (inkl. der starken Beteiligung deutscher Unternehmer wie Peter Thiel oder Titus Gebel), ideologische Grundlagen und Argumentationsstränge (etwa auch im Bereich der Entwicklungspolitik). Dabei arbeitet er die demokratiefeindlichen Anlagen dieser Konzepte heraus, die u.a. auf Rassenbiologie und klassistischer Verachtung beruhen. Im zweiten Teil des Bandes befasst er sich mit konkreten Projekten von Privatstädten, wobei anhand der Beispiele (v.a. Honduras und São Tomé & Príncipe) deutlich wird, dass sich proprietaristische Kräfte gerne schwache Staatlichkeit und autoritäre Regime im Globalen Süden zunutze machen. Genauso geht Kemper aber auch auf Widerstand gegen Privatstadtprojekte ein und diskutiert deren Potenziale. Gründliche Recherchen und präzise Quellenkritik sowie ein umfangreiches Glossar zu zentralen Begriffen, Orten und Personen ermöglichen dabei ein Verständnis dieser dystopischen Paralleluniversen.

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