Kapitalismuskritik ; Soziale Bewegung ; Arbeiterbewegung ; Arabischer Frühling ; Wohnungspolitik ; Frauenrechte ; Österreich
Die sich in den letzten Jahrzehnten ausbreitenden Unruhen und sozialen Bewegungen (genannt werden vom Autor etwa die Arabellion, der „Sommer der Migration“ 2015, Frauenstreiks oder aktuelle Klimaproteste) deuten für Robert Foltin die bevorstehende, unausweichliche Revolution an. Ausbeutung von Umwelt und Arbeiter_innen, Gentrifizierung, Sexismus und autoritäre Tendenzen entspringen der Logik des Kapitalismus und können durch kleinteilige Symptombehandlungen nicht gelöst werden, die systemisch angelegte Krisenhaftigkeit des Kapitalismus verschärfe die zerstörerische Dynamik zusätzlich. Ein nachhaltiger, gerechter und ökologischer Kapitalismus sei nicht möglich. Der Autor verortet sich selbst in der radikalen Linken und habe sich immer auf Seite der sozialen Bewegungen gesehen. Von Parteipolitik und elektoraler Partizipation zeigt er sich enttäuscht, tatsächliche Veränderungen seien stets erst durch „Druck von unten“ entstanden. Foltins „Vor der Revolution“ ist insofern von der Erwartung an nachhaltige, revolutionäre Umwälzungen geprägt, die zwangsläufig in Folge der multiplen Krisenlage entstehen müssten. Er plädiert insbesondere für das Zusammendenken unterschiedlichster sozialer Bewegungen und übt sich in Zuversicht: Im Vordergrund solle weniger das Scheitern von Protesten stehen, sondern die „lessons learned“, die für zukünftige Kämpfe nützlich sein könnten. Foltin streicht heraus, wie vermeintlich „kleine“ emanzipatorische Kämpfe in großen Revolutionen münden und welches Potenzial radikale Minderheiten ausüben könnten: „Die »großen« Bewegungen sind nicht aus den »richtigen« Positionen gegen den Kapitalismus entstanden, sondern entzündeten sich an vermeintlich kleinen Fragen: Der Arabische Frühling folgte auf die Selbstverbrennung eines Gemüsehändlers, der gegen seine prekären Lebensbedingungen protestierte, die Demonstrant_innen um den Gezi-Park protestierten gegen den Bau eines Einkaufszentrums, die Aufstände in Chile entzündeten sich an Fahrpreiserhöhungen, im Libanon an der Besteuerung von WhatsApp-Telefonaten. Die auslösenden Ereignisse sind regional unterschiedlich, aber immer wieder verbinden sich soziale mit antirassistischen, feministischen und ökologischen Fragen.“ Mit der Feststellung, ein anderes Leben sei nicht nur möglich, sondern notwendig, schließt der Autor sein Buch. Kollektivität, Kooperation und Selbstorganisation müssten sich gegen kapitalistische Zwänge durchsetzen und den notwendigen gesellschaftlichen Umbruch herbeiführen.