Erzählen ; Politische Kampagne ; Pressearbeit ; Politische Kommunikation ; Handbuch
Der Herausgeber sieht eine rasante Zuspitzung gesellschaftlicher und diskursiver Herausforderungen angesichts des intensivierten Klimawandels, demokratiefeindlicher Tendenzen und aktuell durch die Covid-19-Pandemie zusätzlich verschärfter Ungleichheiten und Exklusionsdynamiken. Gerade in Krisensituationen seien erzählerische Strategien gefragt, um progressiven Anliegen Gehör zu verleihen und politisch in die Offensive zu kommen. Die beiden nordamerikanischen Aktivist_innen Doyle Canning und Patrick Reinsborough beschäftigen sich in „Befreiung neu denken“ mit der Macht der Erzählung und narrativen Strategien für gesellschaftliche Veränderung bzw. emanzipatorische Kampagnenarbeit. Mit einem Zitat von Audre Lorde, wonach es keine neuen Ideen, sondern lediglich neue Arten gäbe, solche spürbar zu machen, leiten die beiden Autor_innen ihren Band ein. Als weitere Einflüsse nennen sie etwa die zapatistische Bewegung als erste „postmoderne Revolution“ bzw. den amerikanischen pan-indigenen Widerstand im Allgemeinen. Ausgehend von der Überzeugung, dass Sprache das Denken strukturiert, formulieren sie die Notwendigkeit, Narrative zu verändern, um strukturelle Fortschritte und Transformationen zu erzielen. In der Folge stellen sie ausführlich ihren Ansatz der erzählungsbasierten Strategie vor und nehmen eine theoretische Einbettung entlang der narrativen Machtanalyse vor, um Wechselwirkungen von Narrativen und Machtverhältnissen offenzulegen. Anschließend beschäftigen sich die beiden Aktivist_innen mit dem narrativen Framing von Konflikten und analysieren als erfolgreiches Beispiel etwa die BlackLivesMatter-Bewegung. Durch Nutzung von Interventionspunkten wiederum könnten Narrative einfach und wirksam verändert bzw. neu produziert werden. Eine Reihe an Fallbeispielen der angewandten erzählungsbasierten Strategie illustriert diese Ausführungen, behandelt werden etwa die Coalition of Immokalee Workers aus migrantischen Erntearbeiter_innen im Südwesten Floridas, die „Rettet die Wale“-Kampagne von Greenpeace oder die deutsche Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“. Ein aktuelles Nachwort zur deutschsprachigen Ausgabe bietet abschließend konkrete Erzählungsstrategien und Framingoptionen der Covid-19-Krise, die progressive Narrative der Transformation und Solidarität betonen.