Meinungsfreiheit ; Studentenbewegung ; Menschenrecht ; Protestbewegung ; Demokratie ; Hongkong
Zusammenfassung: Im Zentrum von „Unfree Speech“ steht Joshua Wong, der als Symbolfigur verschiedener Hongkonger Protestbewegungen des abgelaufenen Jahrzehnts gilt. Der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei führt Wong in seinem Geleitwort als Vertreter einer neuen Generation an Rebellen ein, die in eine „globalisierte Post-Internet-Ära hineingeboren“ worden seien und in deutlichem Kontrast zur etablierten politischen Kultur stünden. Auf eine weitere, besonders spezielle biografische Erfahrung weist Wong in seiner Einführung „Genesis“ selbst hin: Seine Generation sei die erste, die nach der Rückgabe der ehemals britischen Kronkolonie Hongkong aufgewachsen sei, während der Einfluss des autoritären Regimes in Peking noch nicht zu spüren gewesen wäre. Wong schildert widersprüchliche Gefühle für das chinesische „Mutterland“ und Identitätskonflikte, aus dem Erkämpfen des eigenen Platzes in der Welt wurde ein Kampf gegen die staatliche Kontrolle. Sein zivilgesellschaftliches Engagement begann der junge Hongkonger bereits im Alter von 14 Jahren, als er die von Schüler_innen getragene Protestbewegung „Scholarism“ gegen die Implementierung des Schulfachs „Nationale und moralische Erziehung“ anführte. In weiterer Folge war Wong auch an der „Regenschirmbewegung“ 2014 und an den Massenprotesten der Jahre 2019 und 2020 gegen die Aushöhlung des Rechtsstaates und der Autonomie federführend beteiligt, mit der Partei „Demosistō“ betrieben Wong und Mitstreiter_innen 2016-2020 pro-demokratische Oppositionspolitik in der Sonderverwaltungszone. Wongs prominentes Engagement für Demokratie und Bürger_innen-Rechte fanden weltweite Beachtung, brachten ihm aber auch zahlreiche staatliche Repressionen und 2017 gar eine sechsmonatige Haftstrafe ein. In „Unfree Speech“ vereint Joshua Wong Retrospektiven und Reflexionen seines zivilen Ungehorsams mit tagebuchartigen „Briefen aus dem Gefängnis Pik Uk“, Manifestschriften und politischen Ausblicken. Aus globaler Perspektive fürchtet Wong insbesondere die wirtschaftliche Expansion Chinas (etwa im Rahmen des als „neue Seidenstraße“ bekannten Projekts „Belt and Road Initiative“) und die damit etablierten politischen Abhängigkeiten peripherer Länder von der Weltmacht China. Insgesamt erkennt er eine fortschreitende Polarisierung zwischen liberalen, rechtsstaatlichen Demokratien und autokratischen Regimen, die in einem „neuen Kalten Krieg“ zu gipfeln drohe. Von aktivistischer Motivation und christlich-emanzipatorischem Vokabular geprägt, ist „Unfree Speech“ letztlich keine bloße Autobiografie, sondern ein kämpferisches Manifest.