Gesundheitspolitik ; Gesundheitsmanagement ; Gesundheitsrecht ; Gesundheitsökonomie ; Globalisierung ; Aufsatzsammlung
„Global Health“ wird in diesem Band als vergleichsweise neue Disziplin vorgestellt, die sich im Zuge der voranschreitenden Globalisierung und der Einführung der Millenium-Entwicklungsziele (MDGs) seit den 1990er-Jahren herausgebildet habe und von anderen Bereichen wie „Public Health“ oder „International Health“ abzugrenzen sei. Dabei sei Globale Gesundheit weder Teilbereich der Medizin noch der Entwicklungszusammenarbeit, sondern betreffe vielmehr eine multisektorale und -dimensionale Querschnittsmaterie. Aus dieser Interdisziplinarität ergebe sich auch das Fehlen einer eindeutigen Definition, Gegenstand von Global Health sei jedenfalls die Problemlösung bzw. die Verbesserung der Gesundheit der Menschheit auf globaler Ebene. Angesichts globaler Zusammenhänge (etwa von Konsumverhalten im Norden und Lebensbedingungen im Süden) sei diese Herausforderung nur durch weltweite Zusammenarbeit zu bewältigen, wobei unterschiedlichste Sektoren wie der Bildungsbereich, das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die Entwicklungspolitik einen Beitrag leisten könnten. Die zunehmend komplexer werdende globale Gesundheitsarchitektur sehen die Herausgeber_innen im Kontext von fluchtbedingter Migration, der Erreichung der SDGs, humanitären Katastrophen, neuen Pandemien und Klimawandel in den kommenden Jahren vor große Aufgaben gestellt. Das vorliegende Studienbuch „Global Health. Das Konzept der Globalen Gesundheit“ formuliert daher den Anspruch, die wichtigsten Disziplinen und Themen jeweils durch Beiträge von Expert_innen vorzustellen und zentrale Aspekte zu diskutieren. Diese zeichnen sich durch verständliche Sprache und Übersichtlichkeit, sowie zusammenfassende Kernaussagen und weiterführende Fragen aus. In einem ersten Abschnitt stehen dabei die Grundlagen von Global Health im Vordergrund, so werden etwa allgemeine Definitionen und Indikatoren eingeführt, ethische und menschenrechtliche Fragen globaler Gesundheit formuliert und die Ideengeschichte unterschiedlichster Konzepte von „Gesundheit“ skizziert. Darauf folgen Beiträge, die sich – unter dem Sammeltitel „Globalisierung und Nachhaltigkeit“ – mit Auswirkungen der Globalisierung auf die Gesundheit beschäftigen. Prominent werden hierbei etwa der Stellenwert von Gesundheit in den Entwicklungszielen sowie Zusammenhänge von ökologischen Entwicklungen und Welternährung mit der globalen Gesundheit behandelt. Mit dem antonymen Paar „Gesundheit und Krankheit“ rücken im dritten Abschnitt konkrete Krankheitsbereiche bzw. Gesundheitsprobleme ins Zentrum, wobei zuerst Gedanken zu Gesundheit in den verschiedenen Lebensabschnitten angestellt werden. Darauf folgen Kapitel zu übertragbaren und nicht übertragbaren Krankheiten, bevor abschließend die seelische Gesundheit als lange Zeit vernachlässigte bzw. stigmatisierte Dimension aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Der Vielzahl an Akteur_innen im Feld von Global Health widmet sich der vierte Abschnitt unter dem Titel „Führung und Steuerung“. Die WHO wird dabei als zentrales Forum der Gesundheitspolitik akzentuiert, berücksichtigt werden jedoch auch zahlreiche weitere (kleinere) Institutionen, die Zivilgesellschaft oder Nationalstaaten. Ausführlich widmet sich dabei ein Kapitel der Gesundheit in der humanitären Hilfe bzw. Entwicklungszusammenarbeit und stellt dabei zunächst die Grundprinzipien und Strategien der beiden Bereiche vor. Anschließend werden konkrete Tätigkeitsfelder (etwa in der Gesundheitsförderung, Armutsbekämpfung oder in der Verbesserung von Gesundheitssystemen) vorgestellt und en passant neuere Trends oder Paradigmenwechsel der Entwicklungszusammenarbeit nachgezeichnet. Dabei plädiert der Beitrag insbesondere für die Berücksichtigung des kolonialen Erbes der EZA und das Überdenken wachstumsfixierter Entwicklungsvorstellungen. Mit der (vor allem ökonomischen) Planung und Umsetzung von Gesundheitssystemen beschäftigt sich der fünfte und letzte Abschnitt: Finanzierungsmodelle, Kapazitäten, Nutzenmaximierung und Verteilungsgerechtigkeit sind nur einige der Aspekte, die hier diskutiert werden. Die Veranschaulichung gelingt vor allem anhand eines konkreten Beispiels, das sich mit dem Gesundheitspersonal beschäftigt. Das betreffende Kapitel verhandelt dabei Herausforderungen wie Migration, Klimawandel und Fachkräftemangel, neue Rollen und Aufgabenbereiche sowie den Beitrag des Personals zur Verwirklichung der SDGs.