Politische Theorie ; Gerechtigkeit ; Gleichheit
Warum haben uns Brexit, die Wahl autoritärer Politiker_innen wie Donald Trump, die Wirtschaftskrise 2008 oder gesellschaftliche Spaltungen rund um Migrationsbewegungen derart überrascht, möchte Danielle Allen wissen. Die Politikwissenschaftlerin argumentiert, dass die während der letzten Jahrzehnte hegemonialen Paradigmen der Politischen Ökonomie blinde Flecken aufwiesen und politische Rechte zugunsten von persönlichen, individuellen Rechten und ökonomischen Fragen vernachlässigt wurden. Danielle Allen formuliert in „Politische Gleichheit“ eine Politische Ökonomie des 21. Jahrhunderts und stützt sich dabei zentral auf den titelgebenden Begriff als Grundlage einer Theorie der Gerechtigkeit: „Wirtschaftspolitische Fragen verlangen notwendig nach sozialer Kontextualisierung, und eine solche Bemühung erhöht den Kenntnisstand der technokratischen Berufe über die Gesellschaften, für die sie politische Strategien entwerfen. Eine auf der Unentbehrlichkeit von politischer Gleichheit beruhende Herangehensweise an die politische Ökonomie stellt außerdem die menschliche Würde in den Vordergrund, das Verlangen, das die Menschen verspüren, einen Kollektivkörper mitzugestalten, und die Auswirkungen der politischen Strategien auf diesen Aspekt menschlicher Erfahrung.“ Kennzeichnend für politische Gleichheit seien fünf Phänomene, ihre Definition nennt Herrschaftsfreiheit, gleichberechtigter Zugang zum politischen Apparat, epistemischen Egalitarismus, Agency und gestaltende sowie verwaltende Teilhabe an den politischen Institutionen. Im vorliegenden Band, der sich auf Vorträge im Rahmen der Adorno-Vorlesungen gründet, diskutiert sie das Verhältnis von negativen und positiven Freiheiten, postuliert einen Stakeholder- anstelle eines Shareholder-Kapitalismus und schlägt eine Fokusverschiebung vom Transaktionalen zum Relationalen vor. Insgesamt entwickelt Allen ein neues Verständnis von Gleichheit, Demokratie und Gerechtigkeit, das weniger auf ökonomische Umverteilung, als auf die Gewährung und Ermächtigung politischer Teilhabe setzt.