Immobilienmarkt ; Bodenmarkt ; Aufsatzsammlung
Etwa ein Drittel der Erdoberfläche macht die Landmasse aus, welche die Grundlage für menschliches Leben darstellt. Der Boden dient Landwirtschaft, Siedlungen, Produktion oder Mobilität, enthält Rohstoffe und Energie, ist ideologisch aufgeladen und Gegenstand von Auseinandersetzungen. „Der Boden ist die materielle Unterlage für gesellschaftliche Aktivität in all ihren Ausprägungen – von der solidarischen Kooperation bis zum gewaltvollen Konflikt.“ Die natürliche Begrenztheit der Ressource Boden verschärft sich durch die Klimakrise noch zusätzlich und intensiviert damit auch bestehende Ungleichheiten. Im vorliegenden Schweizer Denknetz-Jahrbuch beschäftigen sich die Autor_innen (Wissenschaftler_innen, Politiker_innen, Aktivist_innen, Praktiker_innen) mit dem Verhältnis von Boden und Wohnen in unterschiedlichen Facetten. So stellen sie grundlegende Überlegungen zu nicht-vermehrbaren Gütern und der Idee von Commons an, ordnen die (Miss-)Erfolge von Volksbegehren und ähnlichen Initiativen zur Eindämmung von Immobilienspekulation ein, setzen sich mit der Option von Hausbesetzungen auseinander oder diskutieren Anspruchsberechtigungen für geförderten oder genossenschaftlichen Wohnbau. Während diese Beiträge vor allem für mitteleuropäische Kontexte verfasst sind, finden sich auch Beiträge aus globaler Perspektive im Jahrbuch: So widmet sich etwa ein Beitrag dem afrikanischen Kontinent, dessen Ressourcen vordergründig nicht der lokalen Bevölkerung, sondern externen Akteur_innen zum Profit gereichen. Ein daran anschließender Beitrag befasst sich konkret mit Schweizer Verstrickungen in Landgrabbing und der Rolle als Agrarhandelsdrehscheibe. In dieser Zusammenstellung verschafft das Denknetz-Jahrbuch einen Überblick sowohl über Problemlagen als auch Handlungsoptionen und Strategien, um der „Warenfiktion“ (vgl. Karl Polanyi) und der Kommodifizierung von Lebensgrundlagen Einhalt zu gebieten.