Bioökonomie ; Aufsatzsammlung
Der Begriff der Bioökonomie evoziert Visionen nachhaltiger (post-fossiler) Produktions- und Konsummuster auf Basis nachwachsender Ressourcen. Während somit grundsätzlich klar scheint, von wo der Weg führen soll, so uneindeutig sind die Optionen und Transformationspfade: Der Begriff der Bioökonomie ist diffus und wirkt für die Wenigsten anschlussfähig, durchaus gegensätzliche Konzepte werden unter diesem Label postuliert. So wünschenswert und normativ überzeugend die Bioökonomie somit zunächst sei, so abstrakt seien doch die konkreten Konsequenzen – die für manche auch nachteilig sein könnten, schärfen die Herausgeber_innen den Fokus ihres Sammelbandes: „Um eine inklusive Gestaltung der Bioökonomie zu gewährleisten, bedarf es nicht nur einer Vermittlung von Inhalten, sondern vor allem der Förderung von Kompetenzen, die Entwicklungen der Bioökonomie zu verstehen und bewerten zu können. Vielmehr ist auch die Kunstfertigkeit von Bedeutung, diese nachhaltig zu entwickeln und zu gestalten. Hierfür sind vor allem kulturelle Veränderungen des Normengefüges und der bestehenden sozialen und ökonomischen Mentalitäten und Praktiken von Nöten.“ Die gesellschaftliche Aushandlung der konkreten Inhalte einer Bioökonomie bzw. die Austragung der immanent angelegten Konflikte ist somit Gegenstand von „Zukünfte nachhaltiger Bioökonomie“. Die Beiträge sind dabei in vier Bereiche gruppiert, im ersten Abschnitt werden unterschiedliche Akteur_innen, ihre Positionen und ihre Einbindung diskutiert, bspw. der ländliche Raum oder zivilgesellschaftliche Gruppen. Geringen Kenntnisstand der Konsument_innen und Kommunikationsdefizite adressiert der zweite Abschnitt mit Beiträgen zu verständlicher Verbraucher_inneninformation oder Transparenz bei Prozessen der Nährstoffrückgewinnung aus Abwasser. Mit Formaten und Methoden der Partizipation bzw. Konfliktbearbeitung befasst sich der dritte Abschnitt, bspw. Gamification-Ansätzen oder Bürger_innenräten. Der vierte Abschnitt schließlich teilt Erfahrungen und Learnings aus der Praxis, behandelt werden etwa eine hybride Wanderausstellung, die Rolle von Museen als Kommunikationsräume oder Potenziale von Tandems aus Jugendlichen und Erwachsenen bei Innovationsworkshops. In dieser Zusammenstellung vermittelt der Sammelband ein Gefühl für gesellschaftliche Herausforderungen und Fragestellungen, die mit bioökonomischen Wirtschaftsformen einhergehen, aber auch für die Ressourcen einer motivierten und informierten Bevölkerung, deren Beteiligung für eine gelungene Transformation unerlässlich ist.