Rohstoffhandel ; Supply Chain Management ; Menschenrechte ; Corporate Social Responsibility
Menschenrechtsverletzungen, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und ökologische Katastrophen sind in der Rohstoffindustrie bzw. im Bergbau eklatant. Die Einforderung von Schadenersatzzahlungen oder anderen Kompensationsformen wird den Betroffenen im Globalen Süden gleichzeitig schwer gemacht: Während die nationalen Rechtssysteme und Gerichtsbarkeiten häufig Defizite aufweisen, scheitert der Versuch, Ansprüche auf internationaler Ebene durchzusetzen, etwa an ungeklärten Zuständigkeiten. Solveig Gasche erkennt insofern zwar an, dass unterschiedliche Ansätze der Rohstoffgovernance bereits lange Bestand, jedoch dabei kaum Wirksamkeit entfaltet hätten. In ihrer rechtswissenschaftlichen Dissertation setzt sie sich mit dem Konzept des „verantwortungsvollen Handelns“ („responsible trading“) im Bereich der Rohstoffwirtschaft auseinander. Hierzu widmet sie sich zunächst den Grundlagen und Determinanten der Materie, etwa Lieferketten, Besonderheiten von Rohstoffmärkten und der historischen Herausbildung von Rohstoffgovernance und Handelsregularien. Anschließend werden konkrete Richtlinien und Strategien unterschiedlicher internationaler, multilateraler, aber auch nationaler Akteur_innen diskutiert, insbesondere findet dabei die deutsche Rohstoffpolitik Beachtung. Der Hauptteil der Dissertation schließlich befasst sich mit dem neuen Konzept des verantwortungsvollen Handelns und differenziert es dazu von anderen verwandten unternehmerischen Ansätzen (etwa Corporate Social Responsibility, Nachhaltigkeit, Fair Trade etc.): „In this respect, responsible trading implies that trade is used strategically to improve overall prosperity and a high socio-environmental and human rights standard. In particular, the combination of economic viability and ethical, social and environmental reasonable business practices frames a central feature of responsible trading.” Überlegungen zur Durchsetzung dieses normativen Rahmens schließen an diese konzeptuellen Fragestellungen an. Insgesamt attestiert Gasche dem Konzept verantwortungsvollen Handels v.a. in sensiblen Wirtschaftssektoren mit hoher Anfälligkeit für Menschenrechtsverletzungen und negativen Externalitäten hohes Potenzial: „Responsible trading could stand as a substitute fort he missing application of iustitia generals in international trade law. Thereby, responsible trading could supplement the prevailing free trade principle. As shown, this is particularly correct as applied to trade in sensitive areas with human rights violations and adverse ecological impacts such as in raw materials.” Abschließend weist sie dennoch auf mögliche Limitationen hin und warnt davor, EU-Ansätze zu universalisieren und solcherart das Konzept des verantwortungsvollen Handelns durch Eurozentrismen zu beschädigen.