Osteuropa / Jüdin / Verfolgung / Scheinehe / Exil / Argentinien / Prostitution / Geschichte 1890-1938
"Impure Migration" widmet sich der Zeit von 1890 bis in die 1930er Jahre, als Sexarbeit in Argentinien legal war. Währenddessen waren Jüdinnen und Juden in Osteuropa Verfolgung und Pogromen ausgesetzt. Tausende suchten nach Möglichkeiten der Auswanderung. Für viele Frauen war Sexarbeit eine der wenigen Optionen, um ihre Flucht zu ermöglichen. Dem Mythos der "weißen Sklaverei" geht Mir Yarfitz als rassistische Wendung auf den Grund. Sie war primär dazu geeignet, den Blick weg von den verheerenden kolonialen Unterdrückung zu lenken. Weiße Frauen wurden zu Opfer rassialisierter männlicher Unterdrückung stilisiert. Viele osteuropäische Jüdinnen wählten die Scheinehe als Strategie, um der Judenverfolgung in Osteuropa zu entkommen. Dennoch war oft nicht nur das Arbeitsleben der Sexarbeiter_innen, sondern auch ihr Sozialleben sehr stark von Zuhältern bestimmt. Auch die jüdischen Gemeinden versuchten aus Angst vor Stigmatisierung stark, sich von jüdischen Sexarbeiter_innen, abzugrenzen. Mir Yarfitz gelingt es, ein höchstkomplexes Kapitel lateinamerikanischer Jüdischer Geschichte zu beschreiben, ohne dabei Sexarbeiter_innen als passive Opfer zu beschreiben und ohne Machtverhältnisse zu verbergen.