Friedensforschung ; Konfliktforschung ; Theorie ; Geschichte ; Handbuch
Stephan Nitz, langjähriger Bibliothekar an der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), legt den zweiten Band eines Großprojektes vor: „Theorien des Friedens und des Krieges“ ist als umfassende kommentierte Bibliografie der einschlägigen Theoriegeschichte konzipiert. Während der erste Band den weiten Zeitraum vom Altertum bis etwa 1830 behandelte, fällt der nächste Schritt der Periodisierung weitaus kompakter aus, denn diesmal stehen die Jahre zwischen 1830 und 1890 im Vordergrund. Erklärt wird dies mit der Bedeutung des 19. Jahrhunderts als Zeitalter der Transformation (vgl. Industrialisierung, Nationsbildungsprozesse, Demokratisierung oder Nationalismen) für die Gegenwart: „Die neue Welt, die um 1830 beginnt, steht uns historisch viel näher, als die Jahrtausende davor, ihre Autoren (wir können uns weiter auf die männliche Form beschränken, auch in diesem Band kommen noch keine Autorinnen vor) sind in unseren Debatten aber weitgehend abwesend.“
Dieses Defizit in der Disziplin der internationalen Beziehungen adressiert Nitz mit einer fast tausend Seiten starken Bibliografie. Systematisch verzeichnet Nitz Theoriebeiträge unterschiedlicher Disziplinen (Friedens- und Konfliktforschung als eigenständiges Forschungsfeld bildete sich ja erst später heraus) wie der Philosophie, unterschiedlicher Sozialwissenschaften, der Geschichts- und Politikwissenschaften, skizziert deren grundsätzliche Argumentation, kontextualisiert Theoretiker und Produktionsbedingungen politisch sowie ideengeschichtlich und leistet mit einem Apparat an Sekundärliteratur und Quellen Pionierarbeit. Ein nachgestelltes Kapitel widmet sich den im Untersuchungszeitraum entstehenden Friedensbewegungen, die zwar nicht ursächlich verantwortlich für das Denken über Frieden und Krieg zeichnen, den Diskurs jedoch wesentlich beeinflussten.