Chile / Geschichte 20. Jh. / Junge Frau / Tochter / Putsch in Chile <1973> / Diktatur / Belletristische Darstellung
Die chilenische Journalistin und Autorin María José Ferrada hat bisher zahlreiche Kinderbücher geschrieben und legt mit „Kramp“ ihren ersten Erwachsenen-Roman vor. Es ist die Ich-Erzählung von M., die zwischen ihrem siebten und neunten Lebensjahr als „Gehilfin“ ihres Vaters D., eines reisenden Vertreters für Eisenwaren der Marke „Kramp“, über die Dörfer rund um eine Stadt zieht. Ihre Mutter führt ein für M. nicht durchschaubares Leben an der Universität, versucht zuhause nur zu kontrollieren, ob die Tochter in die Schule geht. M. genießt in diesen Jahren aber eher eine aufregende „Parallelerziehung“ bei den Verkaufsreisen mit D., lernt die Welt vieler anderer Vertreter kennen und auch den Fotografen E., der in den Dörfern „Gespenster“ sucht. Da die Geschichte Anfang der 1980er-Jahre in Chile spielt, endet sie in einer Katastrophe, in der Trennung der Eltern, M.‘s Abschied von D. und den „Kramp“-Waren und bruchstückhaften Erkenntnissen über das, was das geheime Leben ihrer Mutter mit E.‘s „Gespenstersuche“ zu tun hatte. Ein großartiges kleines Buch, das ein Mädchenleben in einer brutalen Diktatur konsequent perspektivisch erzählt – und dabei gleichzeitig witzig und ungeheuer ernsthaft ist.