Kinderarmut ; Soziale Sicherheit ; Westafrika ; Zentralafrika ; Aufsatzsammlung
Kinderarmut ist im subsaharischen Afrika und speziell in West- sowie Zentralfrika weit verbreitet. Seit der Jahrtausendwende seien zwar – auch dank der Priorisierung von Armutsbekämpfung in den Millennium Development Goals (MDGs) bzw. Sustainable Development Goals (SDGs) – durchaus Erfolge erzielt worden, in den absoluten Zahlen an unter Armut leidenden Kindern ließen diese Fortschritte aufgrund des Bevölkerungswachstums jedoch keine Trendumkehr erkennen, so die Herausgeber_innen von „Child Poverty and Social Protection in Central and Western Africa“. Eine 2016 von der ECOWAS-Kommission in Kooperation mit UNICEF, ILO und CROP veranstaltete Konferenz widmete sich der komparativen Analyse von Trends und unterschiedlichen Formen der Kinderarmut, sowie den Möglichkeiten, diese zu verringern. Elf der dort gehaltenen Vorträge sind als Beiträge in diesem Band gemeinsam mit ausführlicher Einleitung und Resümee sowie einem gemeinsam verabschiedeten Kommuniqué versammelt. Dabei plädieren die Herausgeber_innen für ein eigenständiges Verständnis von Kinderarmut, das unterschiedliche Formen der Armut differenziere und Kinderarmut nicht nach den Maßstäben genereller (Erwachsenen-)Armut betrachte. So seien Fortschritte bei Gesundheitsversorgung, Haushaltseinkommen oder Alphabetisierung im nationalen Durchschnitt oft insofern irreführend, als spezifische Gruppen sehr unterschiedlich an diesen Entwicklungen partizipieren würden. Auch könne kein proportionaler Zusammenhang von steigendem Wirtschaftswachstum und sinkender Kinderarmut beobachtet werden. Gerade in West- und Zentralafrika, wo Kinder gut die Hälfte der Gesamtbevölkerung ausmachen, sei diese von großer Relevanz. Es sei daher zu begrüßen, dass in den SDGs ein eigenes Unterziel zur Messung von Kinderarmut verankert und die Notwendigkeit eines multidimensionalen Zugangs bei der Erhebung betont wurde. Zahlreiche Beiträge widmen sich insofern spezifischen Ansätzen der Erfassung und periodischen Messung von Kinderarmut, national unterschiedlichen Definitionen und Indikatoren sowie Möglichkeiten, das SDG Ziel 1 „End poverty in all its forms everywhere“ im Kontext von Kinderarmut zu operationalisieren. Andere Aufsätze adressieren nationale Politiken sozialer Sicherung und Wohlfahrtssysteme oder analysieren Konjunkturen der Kinderarmut vor dem Hintergrund mannigfaltiger Krisen und Katastrophen aus einer Resilienzperspektive. Zumeist werden dabei nicht einzelne Länder untersucht, sondern komparativ Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Trends herausgearbeitet. Abschließend wird die Bedeutung zentraler Aspekte betont: So sei ein Mapping der regional oftmals sehr unterschiedlichen Dynamiken und Grundlagen wichtig, um ein besseres Verständnis des „Phänomens Kinderarmut“ zu erlangen. Essenziell sei außerdem, gesellschaftliche Ungleichheiten zu benennen und in der Sozialpolitik mitzudenken und Investitionen in Bildung und Gesundheit durch faire Steuermodelle zu finanzieren.