Grenze ; Migrationspolitik ; Grenzpolitik ; Europäische Agentur für die Operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union
Der Kulturanthropologe Bernd Kasparek erkennt in der Ausstattung der Agentur Frontex mit einer ständigen Reserve an Grenzschützer_innen einen seiner Meinung nach zu wenig wahrgenommenen Meilenstein des europäischen Projekts. Eine mit dem Schengener Abkommen 1985 eingeleitete und 2004 durch die Gründung der Grenzschutzagentur Frontex konkretisierte Entwicklung sei nun vorläufig abgeschlossen. Die Schaffung der ersten gemeinsamen, bewaffneten und uniformierten Einheit sowie der bislang beispiellose Kompetenztransfer auf supranationale Ebene gehen jedoch auch mit demokratischen und menschenrechtlichen Defiziten einher. „Europa als Grenze“ untersucht auf Grundlage von Kaspareks Dissertationsschrift das Projekt „europäischer Grenzschutz“ entlang einer Genealogie von Frontex und legt eine Ethnografie der Grenze im europäischen Kontext vor. Dabei macht der Autor auch die wechselseitige Dynamik der Transformationen von Grenze und von Europa deutlich. Zentrale Schlussfolgerungen halten etwa die enge Verwobenheit von Grenz- und Migrationspolitiken als Spezifikum der Europäischen Union fest oder betreffen Krisen als Legitimation einer intensivierten Europäisierung, die sich jedoch nur punktuell bzw. temporär zeige und selten in institutionellen Kompetenztransfers manifestiere. Deutlich wird insgesamt die hohe Bedeutung sowie ambivalente Verschränkung von Grenzen und Migrationspolitiken für europäische Programmatiken und politische Identitätskonstruktionen.