Cover des Buches

Mau, Steffen
Sortiermaschinen
die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert
München: C.H. Beck, 2021. - 192 S.
ISBN 9783406775703

ÖFSE-Signatur:

28110

Staatsgrenze ; Globalisierung

Borders are back!“ titelt das erste Kapitel des Bandes und widerspricht damit Narrativen der immer weiter fortschreitenden Erosion des Nationalstaates und seiner Grenzen im Zuge unaufhaltsamer Globalisierung: „Viele hatten sich im Nachklapp des Falls der Berliner Mauer allzu schnell und bereitwillig der Illusion hingegeben, wir lebten im Zeitalter sich öffnender Schranken, erweiterter Mobilitätsmöglichkeiten und durchlässiger werdender Grenzen. Die Grenze schafft es 2009 sogar zusammen mit dem Paternoster, dem Käseigel und dem Kassenrecorder in das »Lexikon der verschwundenen Dinge«, gerade so, als gehöre sie ins Museum.“ Und tatsächlich spreche ja einiges dafür, die Grenze als Relikt zu betrachten, räumt Steffen Mau ein. Grenzen würden immer häufiger und immer regelmäßiger überquert, Kapital und Arbeitskraft sind transnational mobil, einstige Barrieren sind durchlässig geworden. Doch freilich gelte dies zwar nicht nur, aber doch vor allem für eine eher kleine Gruppe privilegierter Personen, deren Erfahrungen nicht selten universalisiert würden. Gegenläufige Entwicklungen – und hier nennt der Soziologe nur exemplarisch die Abschottung zahlreicher Staaten im Zuge der Covid-19-Pandemie oder die Krisen an der griechisch-türkischen (EU-Außen-)Grenze – würden in dieser Sichtweise verdrängt. Globalisierung als reine Entgrenzung zu verstehen, sei insofern irreführend, so Mau. Vielmehr seien Grenzen integrale Bestandteile der globalisierten Weltordnung und erfüllten als „Sortiermaschinen“ zentrale Gatekeeper-Funktionen. Mit der Metapher der „Sortiermaschine“ rekurriert der Verfasser dabei auf die Selektivität von Grenzpassage und Grenzkontrolle, wobei in seinem Band vor allem die Personenmobilität im Fokus steht. Grenzen seien insofern hochgradig globalisierungskompatibel und im Kontext unterschiedlicher Sortierlogiken zu betrachten, die Ungleichheit erzeugen und stabilisieren: „Die Grenze als Sortiermaschine ist heutzutage ein komplexes Arrangement, das Mobilität einem Sicherheitsparadigma unterwirft, über vielfach verschachtelte Kontrollräume operiert, Zonen der Zirkulation herstellt, sich an der Sozialfigur des vertrauenswürdigen Reisenden orientiert und eine globale Hierarchie der ungleichen Mobilitätsrechte erzeugt. Die Grenze der Globalisierung ist zugleich eine Grenze, an der Ungleichheit erzeugt und auf Dauer gestellt wird.

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